Juni 2018: Veröffentlichung von Kirsten Reinhardt in Textilmitteilungen 5/2018
Nachhaltigkeit ist in Deutschland in aller Munde. Der stationären Facheinzelhandel besetzt das Thema vielschichtig: manchmal aus wirtschaftlichen Gründen, manchmal als Statement, manchmal aus Überzeugung. Anders der Anspruch der Kunden: sie erwarten oftmals mehr als sie zahlen wollen. Nachhaltigkeit in sozialer, ökologischer und ökonomischer Sicht ist keine Selbstverständlichkeit. Voraussetzung wäre Transparenz. Das ist in der Modebranche eine Seltenheit. Noch mehr Siegel helfen allerdings nicht.
Kirsten Reinhardt führte das Interview mit Anke Glatt, FLAX, Trier
Seit 1995 führe ich meinen Laden so nachhaltig wie möglich. Das gilt von der Einrichtung im Geschäft über Ökostrom bis zum ehrenamtlichen Engagement vor Ort. Es gibt bei mir kein Plastik und im gesamten Sortiment achte ich auf strenge Öko- und Sozialstandards, zertifiziert durch GOTS und IVN, deren Mitglied wir sind. Gesundheit, Umweltschutz und Wertschätzung der Menschen, die unsere Kleidung herstellen, sind meine Voraussetzungen für die Produktauswahl. Daher wünsche ich mir mehr Öffentlichkeitsarbeit für die bestehenden Siegel, statt neue Siegel.
Wir führen Damen- und Herren-Kleidung, Wäsche, Strümpfe, Homewear, Handtücher und Düfte sowie Accessoires und Knöpfe. Ich bin Modedesignerin und meine Leidenschaft ist hochwertige Mode, die überdauert. Daher verzichte ich im Sortiment auf ein Teil, wenn es meinen Ansprüchen in Sachen Nachhaltigkeit und Ästhetik nicht entspricht. Im Winter waren das dieses Jahr Wollhosen. Die gab es nicht in ökologischer Qualität. Und gefallen muss die Mode. Zu meinen Kunden zählen neben nachhaltig denkenden Menschen auch solche, die an ihre eigene Haut und Gesundheit denken. Genauso haben wir Modekunden, wo nur die Optik und die Haptik zählt. Viele kommen gezielt von weit her.
Zwischenzeitlich bieten verschiedene Modemessen eine gute Auswahl und damit die Übersicht über den Markt. Angefangen hat das mit der Innatex 1997 und später kamen die Messen in Berlin dazu. Zudem gibt es viele junge Labels, die interessante Neuheiten zeigen. Leider habe ich viele Label kommen und gehen sehen, das ist traurig. Mehr als 30 Marken führe ich; nur eine, Hirsch Natur, ist von Anfang an dabei. Es ist immer noch ein Kampf für die Branche.
Im März hatten wir wetterbedingt eine kleine Flaute. Der April war erfreulicher und konnte das Umsatzminus aufholen. Bei DOB sind Shirts, vor allem aus Hanf und Leinen, neben Yoga-und Wohlfühlsachen die Renner. Bei den Herren sind Shirts mit Aufdruck die Hits und alles aus Hanf: Shirts, Hemden, Hosen. Eine Qualität, die wegen dem tollen Tragegefühl bei den Kunden begehrt ist. Für mich ist Hanf aus ökologischen Gründen top. Bei der Wäsche ist jetzt die Spitzenwäsche aus Baumwolle in der neuen Farbe Make-up beliebt. Feinstrumpfhosen in vielen Farben, als Leggings abgeschnitten, kommen gut an. Stärkste Accessoires sind Taschen und Portemonnaies aus pflanzengegerbtem Leder und artgerechter Tierhaltung sowie Taschen aus Hanf.